Eine umgekehrte Zeitreise
Vor den Toren des Weltkulturerbes Kloster Corvey gab es im Mittelalter eine Stadt, die im 13. Jahrhundert vollständig zerstört wurde. Fast alles, was über das Leben der Menschen von Corvey bekannt ist, verdankt sich der archäologischen Erforschung der Artefakte und des Bodendenkmals, das unter der Erde verborgen liegt. Zum Anlass der Landesgartenschau Nordrhein-Westfalen 2023 in Höxter wurde die unsichtbare und verschollene mittelalterliche Stadt für die Besucher und Besucherinnen zum Leben erweckt.
Doch wie kann man den authentischen Ort spürbar machen, wie ein Bild der Vergangenheit erzeugen, ohne zu rekonstruieren, was wissenschaftlich noch im Dunkeln liegt? Und wie kann man den Menschen des Mittelalters begegnen?
Für eine besondere Art der Immersion sind räumliche Installationen mit einer auditiven, szenischen Geschichtsnarration verbunden: Fünf hölzerne Kuben auf dem Areal der ehemaligen Stadt stehen für fünf Bauwerke des verschollenen Corvey. Die Kuben richten den Blick auf die ehemaligen Standorte der Weserbrücke, der Stadtbefestigung, des Hellwegs, derMarktkirche sowie des Wohnhauses des berühmten ‚Chirurgen von der Weser‘. Im Inneren der Kuben wird die Fantasie der Besucher und Besucherinnen aktiviert: Jeder Kubus birgt ein Hörspiel. Eine Archäologin aus unserer Zeit trifft dabei einen Menschen aus dem mittelalterlichen Corvey, der über das Bauwerk und das Leben in Corvey berichten kann. Die Kombination aus den räumlichen Situationen mit den Kuben und den Narrativen der Hörspiele bildet die Grundlage, um sich am authentischen Ort individuell ein Bild des verschollenen Corvey zu machen – im eigenen ‚Kopfkino‘.
Nach dem offiziellen Ende der Landesgartenschau bleiben die Kuben mit den Hörspielen in Höxter erhalten. In Sichtweite des Klosters Corvey im Weserbogen werden sie weiterhin dazu anregen, in das Leben der mittelalterlichen Stadt Corvey einzutauchen.
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